Episode aus der Gründungszeit


Eine kleine Episode aus der Historie - ein Gründungsmitglied erzählt

An einem Frühsommertag im Jahre 1991, genauer gesagt am 4. Juni 1991, trafen sich vier Chorsänger, die bisher in verschiedenen Chören gesungen hatten, in einer leicht verrauchten, etwas dunklen Studentenkneipe in Frankfurt. Die vier, es waren Antje Fitzner, Eike Streller, Ulla und Folkmar Schumann, hatten mit anderen Freunden sporadisch oder zu bestimmten Anlässen Chorsätze eingeübt. Dabei kam immer wieder der Wunsch nach einer professionellen Chorleitung auf. Nun warteten die Vier auf Regine Marie Wilke, auf die sie durch einen Bericht in der Taunus Zeitung aufmerksam geworden waren.
Diesem Bericht war zu entnehmen, dass Regine Wilke die Leitung eines Chores abgegeben hatte und möglicherweise für die Leitung unseres losen Haufens zu gewinnen war.
Wir wussten von Regine Wilke, dass sie studierte Musikerin ist und über Chorleiter-Erfahrungen verfügt. Für dieses erste Gespräch hatten wir uns einige Kernpunkte für die Weiterentwicklung unseres losen Haufens in einen richtigen Chor überlegt:
  • Die musikalische Ausrichtung und Auswahl der Chorliteratur sollte ausschließlich durch die Chorleitung erfolgen.
  • Die Proben sollten im vierzehntägigen Rhythmus stattfinden, da wir alle beruflich sehr angespannt oder durch häufige Dienstreisen abwesend waren.
  •  Wir wollten uns chorisch weiterentwickeln und unsere Zusammenkünfte ausschließlich der musikalischen Arbeit widmen. Durch dieses gemeinsame Teilnahmemotiv würden umfangreiche Statuten und zeitaufwendige Arbeit in Gremien entbehrlich sein.
Wir skizzierten Regine unsere Vorstellungen und waren uns bald über die Grundausrichtung des Chores einig, verständigten uns über das Honorar und vereinbarten einen ersten Probentermin.
Wir empfanden dieses unerwartet schnelle Einvernehmen als ersten Glückfall, standen nun aber unter Handlungszwang. Die Zeit bis zur Findung eines räumlich geeigneten und möglichst preisgünstigen Probenraumes konnten wir dadurch überbrücken, dass wir ein Wohnzimmer zur Verfügung stellten. Es war auch klar, dass wir bis zur ausreichenden Mitgliederzahl eine Anschubfinanzierung leisten mussten. Das Hauptproblem war nun jedoch: Wie neue Sänger rekrutieren? Uns trieb die Sorge um, dass wir bei der ersten Probe nur ein Quartett sein würden.

Als erstes baten wir unsere Kinder - soweit Chor-erfahren - uns doch wenigstens bei der ersten Probe und dann solange auszuhelfen, bis wir genügend Sänger gefunden hätten.

Schließlich haben wir unsere langjährigen Freunde angesprochen und konnten einige für die aktive Mitarbeit im Chor gewinnen.

So fand am 21. Juni 1991 die erste Chorprobe in der Köpperner Straße in Wehrheim mit zunächst 12 Sängern zur allseitigen Zufriedenheit statt. Ohne förmliche Abstimmung wurde beschlossen, die Chorarbeit mit Regine Wilke fortzusetzen.

Dank der aufgeschlossenen Verwaltung in Wehrheim mit Bürgermeister Michel und dem zuständigen Herrn Schneider konnten wir bald einen geeigneten Übungsraum, die Alte Kirche in Obernhain, nutzen, und zwar kostenlos, solange der Chor seinen Sitz in Wehrheim haben würde. Wir legten uns daher auf den Namen VOCAL ENSEMBLE WEHRHEIM mit Sitz in Wehrheim fest.

Die Gemeinde gab uns auch Gelegenheit für unseren ersten öffentlichen Auftritt bei dem Jahresempfang der Gemeinde Wehrheim am 8. März 1992. Die aufgeführten Madrigale und Volkslieder fanden starke Beachtung wie die Taunus-Zeitung berichtete: “… Das Vocal Ensemble Wehrheim… sorgte mit drei hervorragenden Gesangsbeiträgen für einen würdigen Rahmen der Feierstunde.“

Danach war der Chor mit der Erarbeitung zahlreicher Madrigale und Lieder von Brahms und Fanny Hensel gefordert.
Das erste öffentliche Konzert fand am 15. August 1992 in der Lauterbornkirche in Offenbach unter dem Titel „Madrigal-Kontraste“ statt. Weitere Aufführungen erfolgten am 16. August 1992 in Wehrheim and am 9. September 1992 in Oberhöchstadt.

Neben der Freude über die gut besuchten Konzerte waren wir auch von den Kritiken angetan. So schrieb Günther Jacob in der Taunus-Zeitung: “ Sicher, man konnte auch ohne das Eindringen in die akkurate Programmkonstruktion einfach im vorbehaltlosen Hören seine Freude an diesem Konzert haben – doch das Erkennen des Gesamtplans machte dieses erste Auftreten des Vocal Ensemble Wehrheim zu einem kunstvollen Genuß.“

Als nächste Herausforderungstand die szenische Aufführung der Oper „Dido und Aeneas von Henry Purcell am 10. und 11. Juli 1993 auf der Ronneburg und am 12. September 1993 im Dominikanerkloster in Frankfurt an.

Weitere sollten mit dem Adventskonzert am 10. Dezember 1994 in Wehrheim und dem Johannes Brahms & Antonin Dvorák-Konzert am 15. Juni 1996 in der Hugenottenkirche in Usingen und am 16. Juni 1996 in der ev. Lauterborngemeinde Offenbach folgen.

Folkmar Schumann

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